Liebe Spender,
herzlichen Dank für Ihre großzügige Hilfe! Die Reparaturarbeiten schreiten voran, und wir sind zuversichtlich, bald wieder ein funktionierendes Solarkraftwerk zu haben.
Diese Anlage ist im Jahr 2012 installiert worden und hat inzwischen eine bewegte Geschichte. Sie besteht aus drei voneinander unabhängigen Gruppen von Panels (insgesamt 48) mit je einem Inverter und Laderegler und hat eine große Batterie aus 24 Zellen zu je 2V mit einer Kapazität von 280 Ah. Die Spitzenleistung beträgt 10,5 KW. Nach drei Jahren des fehlerfreien Betriebes schlug 2015 der Blitz ein und beschädigte Teile der elektronischen Steuerung. Danach fiel ein Drittel der Anlage aus, sie lieferte aber weiterhin Strom.
Tansania hat eine unzuverlässige Stromversorgung, bei der man jederzeit auf unverhoffte Ausfälle beliebiger Länge gefasst sein muss. Für eine Internatsschule ist das schwer erträglich, weil besonders die Abendstunden von Sonnenuntergang bis zum „Zapfenstreich“ um ca. 22:00 Uhr für das Selbststudium unverzichtbar sind. Außerdem ist Dunkelheit in der Schule ein Sicherheitsrisiko! In der Zeit vor den Prüfungen sitzen die Schüler oft bis spät in der Nacht in den Klassenräumen und „büffeln“.
Bei einem Besuch in Mwanga im Jahre 2018 konnten wir einen Teilschaden reparieren, und so die automatische Regelung der Anlage wiederherstellen. Es blieb aber beim Ausfall des ersten Drittels. Nach langem Tauziehen mit der Herstellerfirma und umfangreichen eigenen Tests erhielten wir endlich 2022 ein Programm, mit dessen Hilfe die volle Funktionalität wiederhergestellt werden konnte. Bereits damals zeigten sich Schäden an der Batterie, wie hochgedrückte Verschlusskappen und Überlaufspuren von Elektrolytflüssigkeit. Außerdem begann das Dach unter den Panels undicht zu werden. Darunter litt auch das im gleichen Gebäude installierte Biologielabor.
Im April 2023 schließlich verursachte ein Überspannungsstoß aus dem Versorgernetz umfangreiche Schäden an Geräten und Lampen in der ganzen Schule. Der große Fernseher und einige Computer-Netzteile gingen kaputt und mussten repariert oder ersetzt werden. Auch die Solaranlage wurde wieder in Mitleidenschaft gezogen. Leider half dagegen auch eine Überspannungssicherung nicht, die wir bereits 2018 installiert hatten, weil die verbrauchten Sicherungsmodule nicht rechtzeitig ausgetauscht wurden.
Im zweiten Quartal 2024 fiel die Anlage völlig aus, und ein örtlicher Elektriker („Solartechniker“) konstatierte, das Motherboard des Haupt-Schaltgerätes (Automatic Switch Box) sei „tot“. Eine Anfrage beim Hersteller der Anlage blieb monatelang unbeantwortet, und die Schulleitung der MHS präsentierte uns den Kostenvoranschlag einer Solarfirma aus Arusha für eine Reparatur. Diese ließen wir ausführen, der Erfolg blieb aber aus. Die Herstellerfirma teilte uns schließlich auf energische Nachfrage mit, das Gerät sei nicht mehr im Programm und Ersatzteile nicht mehr verfügbar!
Vom 09. Oktober bis zum 25. November war ich vor Ort und konnte mich selbst um die Anlage kümmern. Die versuchte Reparatur der Solarfirma hatte einen Schaltzustand hinterlassen, der die Solaranlage bei Tageslicht einschalten und nachts ausschalten sollte. Allerdings ließ sie sich nicht starten, da bei jedem Hochfahren nach kurzer Zeit die Hauptsicherung abfiel und die Schule dem öffentlichen Versorger überließ. Zudem war die Überstrom-/Überspannungs-sicherung abgeklemmt worden und die stromführenden Zuleitungen hingen frei aus dem Schaltkasten!
Zunächst habe ich versucht, aus den Fehlermeldungen der Anlage auf den Grund des Ausfalls zu schließen, dann habe ich einen vom örtlichen Elektriker empfohlenen Solartechniker aus Arusha beauftragt, den Fehler zu suchen. Der kam mit einem Gehilfen, stieg auf das Dach, ließ sich auch noch durch den zuständigen Physiklehrer assistieren und erklärte schließlich, die Panels seien großflächig defekt und müssten ausgetauscht werden. Dazu machte er auch ein vorläufiges Angebot. Daraufhin baten wir Sie, unsere treuen Unterstützer, um Hilfe, die uns auch umgehend und großzügig gewährt wurde. Innerhalb weniger Tage gingen Spenden von über 7000,00 € ein, die uns erlaubt hätten, die Panels vollständig durch neue, bessere zu ersetzen.
In dieser Weltgegend ist aber guter Rat im Wortsinn teuer, und ich wollte mich nicht auf nur einen Anbieter verlassen. Unser Freund Eliet Senkoro, der frühere Schulleiter der MHS, bei dem ich die Wochenenden verbrachte, meinte dazu, das Angebot sei nach den Gegebenheiten des örtlichen Marktes zu teuer und empfahl mir einen anderen Solartechniker. Auch der kam nach Mwanga, stieg auf das Dach, nahm Messungen vor und erklärte, nur ein Panel sei defekt und müsse ausgewechselt werden, um die gesamte Anlage wieder funktionstüchtig zu machen. Auch er machte ein Angebot, das er allerdings am Tag darauf verdreifachen wollte. Die Anlage hat drei Reihen von Panels. Alle drei zeigten das gleiche Verhalten. Die Fehlermeldung der Inverter lautete „Netzausfall Sicherung prüfen!“. Die Erklärungen beider „Experten“ waren also nicht schlüssig.
Als letzten Hoffnungsanker bat ich schließlich den Leiter der benachbarten Berufsschule „Malage VTC“, Gasiano Senzighe um Hilfe. Der ist zwar kein ausgewiesener Solartechniker, aber ein gewissenhafter Ingenieur mit guten Mitarbeitern. Außerdem ist er der Vorsitzende des Aufsichtsrats der MHS. Wir kennen uns seit vielen Jahren. Das Malage VTC (Vocational Training Center) hat Partnerschaften mit zwei Frankfurter Berufsschulen.
Wir waren uns einig, dass der Totalausfall der Panels äußerst unwahrscheinlich sei und der Grund des Ausfalls in der Regeltechnik liegen müsste. Herr Senzighe kam also mit seinen „Malage Boys“ in die Schule, und wir gingen gemeinsam daran, die Panels zu demontieren, zu reinigen, zu messen. Dabei stellten wir fest, dass die vorigen „Experten“ mangels passenden Werkzeugs die Steckerverbindungen zwischen den einzelnen Panels nicht gelöst, sondern zum Messen einfach die Isolation der Kabel mit einem Messer angeschnitten und die Schnittstellen nicht wieder isoliert hatten!
Das Ergebnis der Aktion: Kein Panel ist ernsthaft beschädigt und alle haben noch eine brauchbare Leistung! Der Fehler ist also an anderer Stelle zu suchen. Einige Tage später konnte Herr Senzighe zwei defekte Batteriezellen identifizieren. Nachdem diese Zellen ausgebaut waren, zeigte die Anlage kurzzeitig eine Leistung von ca. 80% der Nennleistung, fiel aber immer wieder aus, wenn ein größerer Verbraucher in der Schule mehr Leistung verlangte, als die Panels gerade lieferten. Die Ursache dafür fand sich einige Tage später in einem defekten Hilfsschalter, für den ein Ersatz in Moshi beschafft werden konnte.
Seitdem (01.12.2024) läuft die Anlage und liefert auch nach Einbruch der Dunkelheit für ca. 2 Stunden den nötigen Strom für Licht und Wasser! Die Batterie allerdings hat das Ende ihres „Lebenszyklus“ erreicht und muss zeitnah ausgetauscht werden. Dafür reichen unsere Mittel nicht aus, und wir werden die Humboldtschule bitten, uns hier zu unterstützen.
Ihre Spenden werden in jedem Fall in die Erneuerung der Solaranlage fließen, ob für die Batterie oder für neue Panels, muss sich zeigen. Zurzeit wird das Dach renoviert, damit der Regen keine weiteren Schäden verursacht. Die Geschichte ist gekürzt – aber noch nicht zu ende. Ich bin wieder zuhause und verfolge mit Spannung und Zuversicht die Fortschritte in Mwanga. Zwei Monate vor Ort waren wie jedes Mal nicht genug, um alle Rätsel zu lösen, und die Solaranlage war nicht das einzige Problemkind. Es ging auch noch um die Wasserversorgung und manch anderes. Es ist immer wieder gut, in Mwanga zu sein, selbst zu sehen, wo es hakt, und mit unseren Freunden persönlich zu sprechen und zu arbeiten. Aus der Ferne hätte ich keines der Probleme gelöst.